Kerzen. Nur ein Leuchtmittel?
Geschichte und Ausflug in die Vergangenheit
Kerzen dienten früher, neben Fackeln, Öl- und Talglampen reinweg als Beleuchtung. Eine feierliche und entspannte Atmosphäre war vermutlich auch damals schon allgegenwärtig, jedoch eben nicht vordergründig. Es gab ja noch kein elektrisches Licht.
Kerzen werden heute in der Kirche, zu Hause oder bei Festen eher weniger als Leuchtmittel verwendet, sondern als Träger andächtiger und feierlicher Stimmungen. Öllampen und Talglampen waren die, man könnte schmunzelnd sagen, die Ahnen der Kerzen. Als erste "direkte Vorfahren" kamen so ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Wachsfackeln auf. Ungefähr 500 Jahre später, also seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. verwendeten die Römer dann niedrige Talg-, Pech- und Wachskerzen. Wie es scheint haben die Griechen Kerzen vorher offenbar gar nicht gekannt. Zumindest lässt es sich historisch nicht belegen.
Vor allem der zunehmende Bedarf der christlichen Kirche führte dazu, dass Bienenwachs als Kerzenrohstoff zu einem wichtigen Handelsgut des Mittelalters wurde. Jedoch oft konnte sich nur die Kirche diese Kerzen leisten. In besser bemittelten Familien wurden weiterhin Kienspäne oder auch Kerzen aus minderwertigem Talg verwendet, so genannte Unschlittkerzen. In Nordwesteuropa auch als Binsenlichter bekannt gewesen. Diese Form der Kerzen bestand aus Fett, welches aus Rinderfettgewebe oder Hammeltalg gewonnen wurde. Man kann es sich lebhaft vorstellen: dementsprechend rochen und rußten Unschlittkerzen sehr stark und unangenehm.
Um das Rußen und Tropfen zu minimieren, musste bei allen Kerzen aus diesem Brennstoff, der Docht regelmäßig "geschnäuzt" (gekürzt) werden. Zum Abtrennen der sogenannten Schnuppe gab/gibt es spezielle Dochtscheren.
1061 wurde in Frankreich eine Innung der "Lichtzieher" urkundlich erwähnt. Etwas später im 14. Jahrhundert, dann eine Innung der Kerzengießer in Hamburg. Es bildeten sich später zwei Kerzenhändlergesellschaften heraus. Seit dem späten Mittelalter in London, gab es dann die Wachskerzenhändler und die Talgkerzenhändler.
Talgkerzen wurden im 17. Jahrhundert mit Arsenik geweißt. Erst ab 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzenrohstoff. Dieser allerdings wurde vornehmlich für Luxuskerzen verwendet.
Henri Braconnot und François Simonin erzeugten 1818, sowie Claude-Anthelme Manjot 1820 erste Stearinkerzen.
De Milly führte ab 1831 eine Reihe von Verbesserungen ein. Dazu zählen das Tränken der Dochte mit Salzlösungen, die Vermeidung der Kristallisation der Stearinsäure und das Pressen und Gießen der Kerzen (Millykerzen).
Kurz nach der Erfindung von Paraffin wurden nach ersten Versuchen 1839 von Seligue in Paris und von Young in Manchester (England) Kerzen aus Paraffin hergestellt.
Spätestens also seit diesem Zeitpunkt wurden die Kerzen auch für weniger bemittelte Leute bezahlbar und traten somit ihren Siegeszug in die Haushalte an.
Das Anzünden einer Kerze ist in den gottergebenen und spirituellen Vorstellungen vieler Kulturen bedeutsam. Brennende Kerzen symbolisieren die Seele. Die Seele, welche im dunklen Reich des Todes leuchtet. Altarkerzen allgemein und das Anzünden der Osterkerze im speziellen, symbolisieren im Christentum die Auferstehung. Es ist die Versinnbildlichung, Jesu Triumph über den Tod, oder im übertragenen Sinn auch Jesus, der als Licht in die Welt kommt und die Dunkelheit erhellt. In der katholischen Messliturgie spielt die Wandlungskerze eine gewichtige Rolle. Bei anderen Kulten werden Opferkerzen aufgestellt.
Insbesondere in nordischen, aber auch in germanischen Kulturen kam dem Anzünden der Julkerze einige Tage vor der Wintersonnenwende zum Julfest eine vergleichbare Bedeutung zu. Das Anzünden von Kerzen sollte die Sonne anspornen, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren.
Dieser ehemals nordische Brauch lebt heute im Anzünden der Adventskerzen und Weihnachtskerzen weiter. Nur dass diesem damaligen Ritual heute eine christlichen Bedeutung beigemessen wird. Auf Gräbern werden zum Gedenken an die Verstorbenen vor allem zum Tag der Allerheiligen Grablichter aufgestellt.
Wie funktioniert nun so eine Kerze?
Man braucht einen saugfähigen Docht, der meist aus geflochtenen Baumwollfäden besteht. Dieser Docht ist umgeben von Wachs oder einem ähnlichen Brennstoff, der bei niedriger Temperatur schmilzt. Diese Temperatur liegt etwa bei 60 °C. Nach dem Anzünden des Dochts schmilzt nur das Wachs.
Durch die Kapillarwirkung des Dochts wird Kerzenwachs in die Flamme gesogen. Dort verdampft es nun, um dann in Gegenwart von Sauerstoff zu verbrennen.
Das Aufsteigen der warmen Verbrennungsgase versorgt die Flamme mit unverbrauchter Luft und gibt der Kerzenflamme die charakteristische langgestreckte Form.
Die Kerze erlischt, wenn der Sauerstoffgehalt auf etwa 10 bis 14 % sinkt.
Wird der Docht zu lang, fangen die Kerzen an zu rußen. Der Grund ist die unvollständige Verbrennung des Wachsdampfes.
Aber auch beim Docht ist die Entwicklung nicht stehen geblieben. Hochwertige Kerzen enthalten einen asymmetrisch geflochtenen Docht mit Spannfäden. Dadurch neigt sich dieser Docht beim Brennen zur Seite und tritt aus der Flamme heraus. Da kommt er nun mit Sauerstoff in Kontakt und kann verglühen.
In einer Stunde verbrennt eine durchschnittliche Kerze etwa 3 bis 8 g Wachs. Sie erzeugt während dessen eine Heizleistung von 38 bis 100 W. Die Lichtausbeute beträgt im Durchschnitt 0,1 bis 0,2 Lm/W.
Als Kerzenmaterial diente früher Bienenwachs, heute meist Stearin oder Paraffin bzw. eine Mischung aus beidem.
Es gab und gibt die verschiedensten Herstellungsverfahren für Kerzen. Kerzen werden geformt durch Kneten, Ziehen, Pressen, Gießen oder Wickeln. Das Kneten ist dabei eine der ältesten Herstellungsmethoden für Wachskerzen. Bienenwachs wird mit den Fingern um den Docht geknetet und die Kerze durch anschließendes Rollen auf einer glatten Oberfläche in Form gebracht.
Beim Kerzen Ziehverfahren wird ein Dochtstrang so oft durch flüssiges Wachs gezogen, bis die gewünschte Dicke erreicht ist.
Sehr preisgünstige Kerzen, Teelichte und Grablichter werden mit Kerzenpressen hergestellt. Gekörntes Paraffin wird bei dieser Methode in die gewünschte Form gedrückt.
Für höherwertige Kerzenformen und Verzierungen, wie in unserer Kerzenwerkstatt Nordkerze, wird flüssiges Wachs verwendet.
Eine weitere Gießmethode ist das wiederholte Übergießen des frei hängenden Dochtes. Mit jedem Gießvorgang entsteht wie beim Kerzen Ziehen eine zusätzliche Wachsschicht. Diese aufwendige Gießmethode wird aber vermutlich nur noch in wenigen Manufakturen angewendet.
Insbesondere zur Herstellung von Bienenwachskerzen bietet sich die Wickelmethode an. Bienenwachs bekommt man vom Imker als Wabenplatten. Diese Wabenplatten werden erwärmt und anschließend um den Docht gewickelt. Rohkerzen können dann in vielfältiger Art verziert und veredelt werden.
Anmerkung und Zitat aus Wikipedia:
Zitat Anfang
In der chinesischen Wikipedia werden Kerzen in China bereits spätestens ab der Zeit der streitenden Reiche erwähnt im 3 Jh. v. Chr., außerdem steht bei uns das sie bereits mehr als tausend Jahre zuvor bei den Ägyptern verwendet wurden und über den Handel der Seidenstraße nach China kamen, ebenso wie Glas aus Ägypten und Seide aus China nach Ägypten: "Im alten Ägypten wurden Kerzen im Jahre 1550 v. Chr. verwendet."
Zitat Ende
Kerzen haben also eine weitreichende Tradition und sind schon sehr lange nützliche und romantische Begleiter der Menschheit.